Unsere Pfarrpatronin Heilige Edith Stein

"In der Zeit unmittelbar vor und noch eine ganz Weile nach meiner Konversion habe ich nämlich gemeint, ein religiöses Leben führen heiße alles Irdische aufgeben und nur im Gedanken an göttliche Dinge leben.

Allmählich habe ich einsehen gelernt, dass in dieser Welt anderes von uns verlangt wird und dass selbst im beschaulichen Leben die Verbindung mit der Welt nicht durchschnitten werden darf;

ich glaube sogar: je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn "aus sich herausgehen", d.h. in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen."  (Edith Stein)

 

Tradition und Emanzipation

Edith Stein wird 1891 in einem gut situierten bürgerlichen Elternhaus geboren. Der dort gelebten jüdisch-orthodoxen Frömmigkeit stellt sie sich mit der Abkehr von religiöser Praxis und der Hinwendung zur zeitgenössischen Philosophie entgegen.

Vernunft und Glaube

Die Bekanntschaft mit Edmund Husserl und der modernen Phänomenologie schärft ihren vorurteilsfreien Blick für die Erscheinungen der Dinge und ihre angemessene Beschreibung. Ein einfaches Erlebnis ursprünglicher christlicher Frömmigkeit berührt sie sehr: Im Frankfurter Dom beobachtet sie eine Marktfrau, die ihren Arbeitsalltag wie selbstverständlich für ein kurzes Gebet unterbricht. Ende der 1920er Jahre verbindet ihr philosophisches Hauptwerk Endliches und ewiges Sein christliche mittelalterliche Philosophie und moderne Erkenntnistheorie.

Suchen, um sich finden zu lassen

In ihrem theologischen Hauptwerk Kreuzeswissenschaft reflektiert sie Anfang der 1940er Jahre auch die eigene Entwicklung in der Analyse traditioneller, intellektueller und mystischer Religiosität. Die Erfahrung seiner unfassbaren Größe öffnet den Menschen für die Ansprache durch Gott.

Christliches Leben in der Welt

Nach ihrer Taufe 1922 folgt Edith Stein dem Drängen ihrer geistlichen Mentoren. Sie tritt nicht in den Orden der Karmelitinnen ein, sondern ist als vielbeschäftigte Lehrerin, Vortragsreisende, v.a. zu Frauenthemen, und anerkannte Wissenschaftlerin tätig. Ihre Habilitationsbemühungen scheitern, zunächst als die einer Frau, dann als die einer Jüdin. 1933, im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, tritt sie in den Kölner Karmel ein, den sie zum Schutz ihrer Mitschwestern 1941 verlässt. Bis zu ihrer Verhaftung durch die Gestapo lebt sie im Karmel Echt, in den Niederlanden. Am 9. August 1942 wird sie mit zahlreichen Juden in Auschwitz ermordet.